A class of its own

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Stand: 03.12.2004

Made in UK
Rover 75 V6 2.5

Auto Magazin 8/1999

Dieses Auto ist so britisch, dass seine Erbauer darauf bestehen, dass auch der deutsche Kunde schwungvoll „Seventyfive“ zu ihm sagen möge, und nicht einfach nur „Fünfundsiebzig“.


Der Weg, den Rover mit dem 75 („Seventyfive“, nicht vergessen!) geht, ist der einzig richtige: Raus aus der Uniformität, rein in das typisch Britische, das man verbindet mit poliertem Holz und dem unverwechselbaren Duft von Connolly-Leder.

Manche Klischees sind einfach gut, und sie zu nutzen ist eine Kunst, die Rover das Überleben sichern kann.

Der 75 („Sevent..., na, Sie wissen schon) zitiert an allen Ecken und Enden die englische Auto-Tradition und die goldenen 60er Jahre. Er erfindet ganz neu die auf Gürtelhöhe umlaufende Chromleiste, die früher alle Autos hatten und die wir heute plötzlich wieder toll finden. Er klotzt mit Chrom, mit Wurzelholz-Dekor im Schrankwand-Format, er setzt uns ovale Instrumente im elfenbeinernen Retro-Design vor. Und das Erstaunliche daran ist, dass all das überhaupt nicht aufgesetzt oder künstlich wirkt, sondern uns als überzeugende Einheit gegenüber tritt, von der wir sagen: Ja, so muss ein echter Rover aussehen.


Der neue Rover 75 (...., genau) kommt fast zeitgleich mit dem Jaguar S-Type auf den Markt, der ebenfalls heftig die Vergangenheit bemüht. Im Vergleich mit dem Jaguar hat Rover es allerdings geschafft, dem 75 noch mehr Eigenständigkeit und „Britishness“ mit auf den Weg zu geben. Das klassisch-schöne Rover-Armaturenbrett hätte man eigentlich im Jaguar erwartet. Im Gegensatz zum S-Type bietet der 75 auch einige kleine Annehmlichkeiten, die man heute in einem Auto der gehobenen Klasse erwartet – zum Beispiel einen Griff innen am Kofferraumdeckel zum Zuziehen desselben oder eine Tipp-Automatik für die Fensterheber.

Der Einfluss der Konzernmutter BMW macht sich doch in einigen Details positiv bemerkbar. Das Einsteigen in den 75 (...) beginnt damit, einen Türgriff in die Hand zu nehmen, der sich anfühlt, als wäre er aus dem Vollen gefeilt und fünf Kilo schwer. Eins zu null für Rover. Der Hintern plumpst auf breite, bequeme Sessel, die in der Topversion „Celeste“ (der Name ist für uns Wahl-Briten ein wenig befremdlich, isn’t it?) mit Leder bezogen sind.

Die Sattlerarbeiten sind in bester britischer Handwerkstradition ausgeführt und wirken sehr hochwertig, ungefähr um vier Klassen besser als die Lederausstattung in einem Opel Vectra (ja, auch das gibt’s). Die Sitze sind beim Celeste elektrisch verstellbar, das Lenkrad mechanisch in Hoch- und Längsrichtung. Die Kopffreiheit ist vorne sehr großzügig bemessen, hinten ist sie für Sitzriesen allerdings etwas knapp.

Die Bedienung ist übersichtlich und unproblematisch, auch hier merkt man den BMW-Einfluss. Am deutlichsten wird er beim Navigationssystem mit Bordmonitor (Philips Carin), das komplett mit den Schaltern von BMW übernommen wurde. Die Topmotorisierung der 75-Baureihe ist der 2,5-Liter-Sechszylinder mit 177 PS. Dieser Motor, der mit der BMW-Motorenpalette rein gar nichts zu tun hat, ist nicht gerade ein Ausbund an Temperament, aber trotzdem eine sehr angenehme Antriebsquelle. Er läuft ausgesprochen leise und kultiviert.

Das Aggregat bleibt immer im Hintergrund und treibt den 75 sehr vornehm durch die Lande. Das im Testwagen installierte Fünfganggetriebe ließ sich exakt und gut schalten, das gegen Aufpreis lieferbare Automatikgetriebe mit fünf (!) Gängen passt allerdings noch besser zum komfortablen Stil des Briten. Dieser Charakter wird vor allem durch das Fahrwerk des 75 geprägt, das ganz auf Bequemlichkeit getrimmt ist. Der Federungskomfort ist nichts weniger als erstklassig. Weich abgestimmt, aber dennoch ausreichend straff gedämpft, schlucken die Federelemente praktisch alles.

Sehr überzeugend ist auch die Lenkung: Leichtgängig, sehr präzise, ohne Antriebseinflüsse von den Vorderrädern. Ende Juni steht der Rover 75 bei den Händlern. Unser Testwagen mit 2,5-Liter-V6 und kompletter Celeste-Ausstattung ist für 62800 Mark zu haben. Gemessen an einem C-Klasse-Mercedes, einem Audi A4 oder einem 5er-BMW (der Vergleich scheint nicht abwegig) ist das günstig.

PlusMinus

Viel britisches Flair
Sehr hoher Komfort
Gute Ausstattung
Günstiger Preis

Wenig agiler Motor
Knappe Kopffreiheit hinten
Keine Seitenairbags hinten